Der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl
Das Wort „Mitgefühl“ taucht in spirituellen Kreisen ebenso oft auf wie „loslassen“. Wir sollen mitfühlen, aber nicht mitleiden. Aber was ist Mitgefühl
und, noch wichtiger: Wann empfinden wir Mitgefühl und wann Mitleid?
Mitgefühl setzt Empathie voraus. Unter Empathie versteht man, sich in die andere Person oder ein Lebewesen hineinversetzen oder „einfühlen“ zu können.
Vielleicht wurde unsere Freundin von ihrem Geliebten verlassen und wir haben so etwas auch schon erlebt? Das setzt voraus, dass wir einen guten Zugang
zu unseren eigenen Gefühlen haben. Wenn wir Trauer, Schmerz und Leid „wegdrücken“, indem wir uns ablenken, wird es uns schwerfallen, wirkliches Mitgefühl
für andere zu empfinden.
Wenn ein Gefühl wie Trauer oder Schmerz nicht gefühlt und dadurch bearbeitet wird, entsteht Leid. Auch wenn wir dieses Leid vielleicht jahrelang unterdrücken
können, entfremdet es uns doch weiter und weiter von unserem Herzen. Das einzige, was wir in dieser Situation für unsere Mitmenschen, die gerade eine schwierige
Lebensphase durchmachen, noch fühlen können ist Mitleid. Wir leiden also mit, weil wir selbst nicht in der Lage sind zu fühlen. Durch das Mitleiden mit
anderen entfernen wir uns noch weiter von unseren eigenen Gefühlen, denn das „Leid“ anderer dient als Ablenkung, damit wir unseren verdrängten Schmerz
nicht zulassen müssen. Wie gut ist es doch, dass es auch anderen nicht besser geht als uns…
Einigen Menschen hilft es sogar, sich mit denen zu beschäftigen, denen es angeblich noch „schlechter“ geht als ihnen selbst. Sie ziehen daraus Kraft, um
weiterzumachen. Aber ist dieser Weg wirklich der einzige, um mit unserem Schmerz umzugehen?
Die eigenen Gefühle zuzulassen erfordert anfangs etwas Mut, denn aus irgendeinem für mich nicht nachvollziebaren Grund glaubt unser Ego, dass wir „sterben“
müssen, wenn wir alles „hochkommen“ lassen, was in uns verborgen ist. Dies ist aber ein Missverständnis, denn unserer Seele wird nie mehr zugemutet, als
sie verkraften kann. Sobald wir einmal damit angefangen haben, unsere Trauer, unsere Ängste und andere verdrängte Gefühle zuzulassen, indem wir sie einladen
sich uns zu zeigen, werden wir die erleichternde Wirkung schnell erfahren. Und – was das allerbeste ist – wir werden es überleben!
Dies ist gar nicht so schwierig, wie es sich im ersten Moment anhören mag. Es reicht, wenn wir uns für eine Weile aus dem Alltagstrubel zurückziehen, uns
auf unseren Atem konzentrieren und uns entspannen. In Gedanken (oder laut) geben wir unseren Gefühlen die Erlaubnis, sich jetzt zu zeigen und akzeptieren
alles, was kommt, ohne es zu bewerten oder uns in den „Gefühlssumpf“ hineinziehen zu lassen. Die Frage „was fühlt es da in mir?“ hilft uns, uns zu beobachten,
sodass wir uns mit den Gefühlen nicht direkt identifizieren und den Faden verlieren. Nun geben wir all dem Raum, was hochkommt und beobachten, wie es durch
uns durchfliesst. Vielleicht fühlen wir den Schmerz noch einmal kurz und heftig, oder wir weinen noch einmal – vielleicht sogar das erste mal im Leben
– von ganzem Herzen, aber dann werden wir quasi „neu geboren“ und kraftvoller sein als zuvor. Vor allem wird es uns dann möglich sein, echtes Mitgefühl
von Mitleid zu unterscheiden.
Während uns Mitleid von uns selbst und anderen trennt, verbindet Mitgefühl uns von Herz zu Herz. Wir wissen, was der andere in diesem Moment durchmacht,
obwohl wir uns selbst vielleicht gerade glücklich fühlen. Das von Herzen kommende Verständnis ist eine viel angenehmere Hilfe als das „geteilte Leid“,
welches einem im Schmerz verharren und dadurch passiv werden lässt. Mitgefühl regt uns dazu an, den Schmerz zu fühlen, ihn zuzulassen und dann wieder weiter
nach vorne zu gehen.
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